Impressum

VOGELER, 4 voll signierte ms Briefe auf Kopfbögen des „Haus im Schluh“ mit diver…

VOGELER, 4 voll signierte ms Briefe auf Kopfbögen des "Haus im Schluh" mit diver

WORPSWEDE.– VOGELER, Martha.– 4 voll signierte ms Briefe auf Kopfbögen des „Haus im Schluh“ mit diversen Antwortschreiben. „Meine Tochter, Frau Martha Schnaars geb. Vogeler, Worpswede 150 möchte für mich Heimarbeit machen. Sie ist darauf angewiesen, sich eine Existenz zu schaffen, da sie von ihme Mann bisher keinerlei Nachricht hat. Sie besitzt einen Webstuhl, den sie aber bis jetzt noch nicht aufstellen konnte, weil sie mit ihrem Kind nur einen Raum hat zum Wohnen und Schlafen. Der zweite Raum, in dem sie früher den Webstuhl aufgestellt hatte, war bisher von Flüchtlingen belegt, die jetzt nach Bremen verzogen sind. Ich wäre Ihnen nun sehr dankbar, wenn sie diesen Raum für meine Tochter zum Arbeiten freigeben würden. Mit freundlichen Grüßen Martha Vogeler.“ Der ganze Vorgang zieht sich über zwei Monate hin und ist letztlich erfolgreich. Ein beeindruckendes Zeitdokument über das Leben nach dem Krieg. Worpswede, 3.3.1901. 7 Bl. seitliche Lochung teils ausgerissen.

Diese Brieffolge stellt eine wichtige Ergänzung zu den bekanten Fakten zum Leben im Haus im Schluh dar, die im Folgenden kurz wiedergegeben werden.: Martha Schröder wurde als Tochter des Dorfschullehrers Dietrich Schröder und seiner Ehefrau Becka in Worpswede geboren. Der Vater starb 1885, sodass die Mutter die große Familie allein ernähren musste. Die drei ältesten Geschwister Marthas wanderten nach Amerika aus, die jüngeren Geschwister – wie Martha auch – unterstützten die Mutter durch Aushilfsarbeiten. Im Jahr 1894 lernte sie als Vierzehnjährige den in Bremen geborenen Maler Heinrich Vogeler kennen, als dieser Worpswede besuchte und im folgenden Jahr Mitglied der 1889 gegründeten Künstlerkolonie Worpswede wurde. Im Oktober 1895 kaufte Vogeler am Weyerberg ein Grundstück mit Bauernhaus, ließ dieses nach eigenen Plänen umbauen und gestaltete den Barkenhoff zu einer Insel der Schönheit. Martha stand Vogeler mehrfach Modell und heiratete ihn nach der Verlobung 1900 in Meissen am 6. März 1901. In der Folge war sie der Mittelpunkt des von Vogeler als Gesamtkunstwerk inszenierten gemeinsamen Haushaltes auf dem Barkenhoff und wurde von ihm weiterhin auf vielen Gemälden und Radierungen porträtiert. Sie ist dei große Muse des deutschen Jugendstils. (Wikipedia)
Aus derVita: Martha und die Familien ihrer Töchter Bettina und Mascha haben den Krieg und seine Schrecken überstanden: „es ist alles heil geblieben“ (MV, Karte an Dr. M. Landmann, 29.4.1946). Die Gästezimmer sind mit Flüchtlingen belegt. Mieke stirb im Exil in Mexico. Gustav Regler wird noch einige Male nach Worpswede kommen, um seine Lebenserinnerungen „Das Ohr des Malchus“ zu schreiben, in denen Mieke eine wichtige Rolle spielt. Im Schluh finden wieder kulturelle Veranstaltungen statt, so ein Abend mit Liedern von Schubert und Schumann, die Aufführung der Worpsweder Kinderoper „Die Geschichte von der Gänsemagd“ von Charlotte Niemann, ein Russischer Abend, an dem aus Werken von Dostojewski, Bock, Majakowski gelesen wird und russische Volkslieder vorgetragen werden. Der Schriftsteller und Kunstsammler Rolf Italiaander erzählt von seinen Besuchen bei Picasso, Matisse und Chagall. Die letzten Flüchtlinge haben das Haus verlassen. Wiedereröffnung der Pension mit einer „Ottilie-Hoffmann-Gaststätte“, die Martha als Angebot für die Pensionsgäste und für die Besucher Worpswedes im Haus im Schluh verstand. Die Weberei floriert erneut und weiterhin gut. In einem Interview sagt Martha: „Wenn ich nicht weben kann, bin ich nicht zufrieden. Das Weben beglückt mich und nimmt mir die Gedanken an meine Sorgen für unser Ganzes, für unseren Schluh“ (MV Lebenserinnerungen, 1959).

  • Kategorie: WORPSWEDE
  • Sprache: deutsch
  • Bestellnummer: 70272AB

Unser Preis: EUR 350,-- 

70272AB.jpg
70272AB_1.jpg
70272AB_10.jpg
70272AB_11.jpg
70272AB_12.jpg
70272AB_2.jpg
70272AB_3.jpg
70272AB_4.jpg
70272AB_5.jpg
70272AB_6.jpg
70272AB_7.jpg
70272AB_8.jpg
70272AB_9.jpg